Die schwierigste Frage, die es gibt


Täglich begegnen wir so vielen Entscheidungen, die zu treffen sind und so vielen Fragen, die dabei offen bleiben. Wir handeln, mal intuitiv, mal bedacht. Wir atmen, gehen, schlafen, essen. Wir sind. Doch wer genau sind wir? In dieser riesigen Gesellschaft, zwischen all den Menschen, den Aufgaben, den Orten – welche Position nehmen wir ein? Was zeichnet uns aus?

Wer bin ich? Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich diese Frage sehr viele von uns stellen. Und noch sicherer bin ich, dass die meisten darauf keine klare Antwort haben. Zumindest habe ich keine.

Wenn ich dazu aufgefordert werde, etwas über mich zu erzählen, verfalle ich jedes Mal kurz in eine Art Schockstarre. Mein Kopf ist leer und ich kann nichts dagegen tun. Ich will nicht diese plumpen Dinge nennen, wie mein Alter, meinen Beruf oder meinen Wohnort. All das zeichnet mich nicht aus. Das bestimmt nicht meine Person, nicht meine Persönlichkeit. Ich will etwas Eindeutiges erzählen. Etwas, was meine Identität ausmacht, etwas Interessantes, individuelles.

Wenn ich darüber nachdenke, so ganz für mich, dann denke ich erst an meine Eigenschaften, an die Konstanten in meinem Leben, die positiv oder negativ von anderen benannt oder hervorgehoben werden. So wurde mir oft gesagt, dass ich zu schüchtern sei oder zu sensibel. Doch wer bestimmt, dass ich zu viel davon bin? Und warum brennt sich das so in meinen Kopf ein? Ist es mir so wichtig, was andere über mich denken? Bin ich nur ein Konstrukt, was für die Außenwelt ein geeignetes Bild abgibt? Sind all die Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe fremdbestimmt gewesen? Das will ich nicht. Ich will selbstbestimmt sein. Ich will mich frei von den Erwartungen der Gesellschaft machen. Also, wer bin ich? Wirklich?

Ich bin eine Frau, eine die sich als solche fühlt, aber entgegen vielen gesellschaftlichen Rollenbildern agiert. Ich bestelle Essen, weil ich viel arbeite, oft mehr und länger als mein Verlobter. Ich will trotz meiner wirklich laut tickenden biologischen Uhr derzeit keine Kinder. Ich sehe mich nicht für den Haushalt verantwortlich.

Ich bin introvertiert, aber auch extrovertiert. Ich brauche beides, denn ich habe tolle Menschen in meinem Leben, genieße aber auch die Zeit allein, um meine Akkus wieder aufzuladen. Ich bin hilfsbereit und kann schlecht „nein“ sagen. Ich tue es trotzdem manchmal, weil ich weiß, dass ich es muss. Ich bin ehrgeizig und manchmal auch faul. Ich bin chaotisch, mag aber Ordnung. Ich bin widersprüchlich und trotzdem gut so. Ich bin nichts Besonderes und trotzdem speziell.

Ich bin okay. Ich bin. Und das ist die einzig wichtige Antwort auf die schwierigste Frage, die es gibt.





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